Geschichte des Hauses
Eines der kulturgeschichtlich wertvollsten Gebäude der Stadt Weißenfels ist das Haus Leipziger Straße 9. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Fürstenpalais. Erbaut wurde das Palais ab 1673 und diente als Wohnsitz hoher Beamter der Herzöge in der Residenzstadt Weißenfels. Der Bauherr war Johann Moritz Richter, der auch der Baumeister des Schlosses war.
Das Haus gehört mit seiner reichen Stuckausstattung und dem Festsaal mit der bemerkenswerten Neunfelderdecke und den darin befindlichen Deckengemälden zu den bedeutendsten Beispielen der Kunst des 17.Jahrhunderts. Während die Straßenansicht in schöner Barockarchitektur ausgeführt ist, stammen die rückwärtigen Gebäude, welche über eine seitlich zurückgesetzte Toreinfahrt, über der die steinernen Figuren von Minerva und Merkur thronen, zu erreichen sind, aus der Barockzeit. Die Nebengebäude, die früher als Remisen mit Kutschen-Unterstellräumen und Pferdeställen belegt waren, sind etwas niedriger erbaut als das Hauptgebäude.
Als das Weißenfelser Herzogshaus im Jahre 1746 ausstarb, fielen die herzoglichen Besitzungen an Sachsen zurück und die vielen Beamten verließen die Stadt. Im Jahre 1747 schenkte dann der Kurfürst von Sachsen das Weißenfelser Fürstenhaus dem Grafen von Brühl in Anerkennung seiner Verdienste. Ob er jedoch jemals darin gewohnt hat ist bis heute nicht bekannt. Im Jahre 1751 erwarb Johann Matthias Klein das Gebäude, richtete in den Hofgebäuden eine königlich-priviligierte Seidenmanufaktur ein und wurde zu einem der reichsten Bürger unserer Stadt.
Spätere Besitzer des Hauses sind dann nacheinander die Herren Grünethal, Kutzschenbach, Hänsel, Ackermann, Rummel und im Jahre 1836 der KAmmerherr Gustav Julius Funke. Am 7.August 1847 kaufte Immanuel Friedrich Petzold für 9800 Reichstaler das Fürstenhaus. Es blieb bis zum Jahre 1964 in Familienbesitz.
Über 300 Jahre steht dieses für unsere Stadt so wichtige Gebäude nun in der Nähe des Weißenfelser Marktplatzes. Beamte des Weißenfelser Hofadels, Offiziere de 12. Thüringer Husarenregiments, die Truppenkommandeure Graf von Donnersmark, Rittmeister von Wensky, von Hollersdorf sowie Graf Lottrom , der spätere regierende Fürst von Puttbus, wohnten u.a. in den Räumen des Palais.
Aber auch Geschäftsleute nutzten das Untergeschoss und die Hofräume im Laufe der Jahrhunderte zum Wohle unserer Stadt. So konnte das Haus mit Hilfe seiner geschäftstüchtigen Eigentümer, die einen großen Teil ihres erwirtschafteten Kapitals aus Gewerbe- und Mieteinnahmen in die Werterhaltung ihres Grundstückes investierten, auch schlimme Kriegszeiten überstehen.
Das änderte sich aber schlagartig nach dem Ende des 2.Weltkrieges. Am 01.08.1945 wurden alle Bank- und Sparkassenkonten der Besitzer "eingefroren" und "zwangsgeschlossen". Am 30.07.1946 wurde dann der Besitz gemäß "Befehl der sowijetischen Militäradministration in Deutschland" Nr.124 in das Eigentum des Volkes überführt. Im Hauptgebäude befanden sich nun Büro- und Versammlungsräume der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ) und der "Nationalen Front". Am 27.10.1949 wurde das Grundstück aber auf Ersuchen des Ministers des Inneren in Halle berichtigend wieder an die letzte Besitzerin zurückgegeben und als Eigentümerin neu in das Grundbuch eingetragen.Der letzte Kaufmann der Familie in diesem Hause, Max Petzold, war im Jahre 1939 verstorben. Seine Tochter MArga Petzold (Jakobi) wurde danach als Erbin in das Grundbuch eingeschrieben. Ihre Mutter, Margarete Petzold, als lebenslange Nutznießerin des Gebäudes bestimmt, sorgte weiter für die notwendigen Instandsetzungen und Modernisierungen.Nach der Rückgabe aus dem Volkseigentum waren in den von den Massenorganisationen genutzen Räumen umfangreiche Reparatur- und Renovierungsarbeiten notwendig geworden. Als dann am 13.07.1960 Margarete Petzold als Eigentümerin des Hauses eingetragen wurde und ein Testamentzusatz erfolgt war, wonach bei ihrem Ableben das Grundstück in den Besitz des Rates des Kreises übergehen solle, wurde der Übergang des Privatbesitzes in die öffentliche Hand festgelegt.
Am 01.01.1963 starb Margarete Petzold. Die Testamentseröffnung fand in Abwesenheit der näheren Verwandten statt, da ihre Anschriften angeblich nicht zu ermitteln waren. Der Rat des Kreises schlug die Erbschaft aber aus und ab 01.01.1964 ging das Grundstück in Rechtsträgerschaft des VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Weißenfels über. Viele Jahre Staatsbesitz haben dann dieses kulturell wertvolle Gebäude durch Misswirtschaft weitgehend geschädigt. Doch mit der Wiedervereinigung Deutschlands sollte es noch schlimmer kommen. Innerhalb weniger JAhre war das Anwesen völlig verwahrlost. Im Inneren der Gebäude hatten Schrottsammler alle Elektro- und Versorgungsleitungen herausgerissen. Auch alle barocken Verziehrungen, bis hin zu den Türbeschlägen waren von Sammlern gestohlen worden.
Als im Jahre 1995 Hans Petzold das Haus seiner Vorfahren besuchte, war er erschüttert in welchem Zustand sich das einst so schöne Gebäude befand. Sein letzter Blick fiel auf das noch gut erkennbare Gemälde eines großen Engels im barocken Rankenwerk der Stuckdecke im 1.Stockwerk des Fürstenhauses.
Er schrieb in einem Brief: "Der Engel mag uns trösten und die Hoffnung aufkeimen lassen, dass noch nicht alles verloren ist."
Anläßlich einer Tagung der Expertengruppe der Bundesrepublik Deutschland gelang es der Stadtarchitektin Diana Wagner und dem ehemaligen OB Manfred Rauner Herrn Prof.Gottfried Kieso für das Fürstenhaus zu begeistern. In der Amtsperiode von OB Manfred Rauner wurde die Sanierung durchgeführt. Im Herbst des Jahres 2004 begann der 1.Bauabschnitt. Mit einer Gesamtinvestitionssumme von 4.480.000 € wurden in den Jahren 2004 - 2007 umfangreiche Sanierungs- und Umbarbeiten an dem denkmalgeschützen Gebäude realisiert.
Die Sanierung des Tragwerks von unten beginnend bis zum 2.Stockwerk war die Voraussetzung zur anschließenden Instandsetzung der historischen Dachkonstrucktion. Ende Juni 2006 fiel dann das seit dem Jahre 2005 stehende Baugerüst und die farbig gestaltete Fassade wurde für alle sichtbar. Der Innenausbau des Gebäudes und des westlichen Hofgebäudes begann im Februar 2006. Nach der Beendigung von Stuckrestaurierungen und Malerarbeiten konnte dann mit den umfangreichen Arbeiten zur Wiederherstellung der historischen Deckengemälde im Festsaal begonnen werden.
Am 7.Dezember 2006 wurde der große Festsaal in Anwesenheit von Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Weißenfelser Bürgern feierlich eingeweiht.